Ein Glücksfall für die Gemeinde

Die Verwandlung im Suhrer Quartier Frohdörfli schreitet weiter voran: AmWochenende war grosser Entsorgungstag. Ein Artikel der Aargauerzeitung.

 

Daniel Vizentini

 

Von aussen sieht die Siedlung im Frohdörfli bereits frischer aus: Die Häuser wurden neu weiss gestrichen, einige Wohnungen erhielten neue Balkone und bessere Fenster, teilweise auch neue Küchen und Bäder. Doch eine echte Umwandlung geschieht nicht nur von aussen, sondern auch von innen: Am Freitag und Samstag war deshalb eine grosse Entrümpelungsaktion angesagt. Die Bewohner beseitigten ihren Müll und schafften so Platz für neues Leben in der Siedlung, die vor kurzem noch als ein Problemquartierin Suhr galt. Dass das Frohdörfli eine Wandlung zum Guten erfährt, ist zu grossem Teil der neuen Eigentümerin der Siedlung zu verdanken, der Anlagestiftung Profond Vorsorgeeinrichtung. Mit über 57000 Versicherten gilt sie als eine der erfolgreichsten Pensionskassen der Schweiz. Deren Vermögen investiert sie unter anderem in Aktien kleinerer Unternehmen und in Immobilien. Das Frohdörfli gehört zu den grösseren Wohnsiedlungen im Eigentum der Profond.

 

Eigentümerin, Bewohner und Gemeinde gewinnen

Sechs Millionen Franken hat die Profond in die alten Gebäude investiert. 135 von 175 Wohnungen wurden aufgefrischt. Die Gebäude 26 und 28 mit den restlichen 40 Wohnungen sollen abgerissen und neu gebaut werden. Dort lohne sich laut Profond eine Sanierung nicht. Vor rund 60 Jahren von derMigros als Siedlung für ihre Arbeiter gebaut, verkam das Frohdörfli später unter einem neuen Besitzer, der kaum etwas in die Gebäude investieren wollte. Die Übernahme durch die Profond vor rund drei Jahren gilt deshalb als absoluter Glücksfall für die Gemeinde. «Wir wollen, dass die Siedlung wieder zu einem Dörfli wird, so wie es die Migros ursprünglich angedacht hatte», sagte Kristina Menken, Real Estate Asset Managerin der Profond, am Freitag vor Ort. Während im Hintergrund die Quartierbewohner ihre alten Sachen in die grossen Entsorgungsmulden trugen, erklärte sie den Plan für die Revitalisierung des Quartiers: Die Bewohner sollen weitgehend miteinbezogen werden in die Neugestaltung ihres «Dörflis». Nach der grossen Aufräumaktion werden nun die Aussenräume bepflanzt und verziert. Das Quartier werde bald zu einer grünen Oase, im Kontrast zum grauen Bahnhofareal nebenan. Die Bewohner werden dabei von Soziokulturellen Animatoren begleitet. Die Idee dahinter: Je mehr die Bewohner ihre Umgebung mitgestalten, desto mehr entsteht eine emotionale Bindung zum Quartier. So gewinnen alle: Die Bewohner erhalten ein besseres Zuhause und die Profond eine langfristige, stabile Geldanlage. Die Firma ist natürlich keine Wohlfahrtsgesellschaft, aber ehrlich an einer guten Qualität der Siedlung interessiert. Denn je angenehmer das Quartier, desto länger bleiben die Wohnungen vermietet, was zu stabilen Mieteinnahmen und niedrigen Verwaltungskosten führt.

 

Der Gemeindepräsident ist «mega stolz»

Gewinnen tut nicht zuletzt auch die Gemeinde: Mit dem neuen Kindergarten und dem Nachbarschaftshaus der Quartierentwicklung hatte sie bereits ihren Teil beigetragen und die positive Entwicklung in Suhr Süd eingeleitet. «Ich bin mega stolz», sagte Gemeindepräsident Marco Genoni, der sich die Entsorgungsaktion anschauen ging. Er erinnerte sich, wie der frühere Besitzer trotz mehrmaliger Versuche der Gemeinde sich nicht für eine Investition in das Quartier erwärmen liess. Entsprechend sei die Gemeinde auch sehr froh über das Interesse der Profond und über den positiven Neustart im Quartier. Demnächst wird das Töpferhaus mit öffentlicher Cafeteria eröffnet, zum Kindergarten hin soll ein einladender Quartierplatz entstehen. Die Kinder des Quartiers sollen frei und in Sicherheit spielen können. Die Baracke zur Gränicherstrasse hin, wo sich früher Abfallberge türmten, wird abgerissen. Dort entstehen Unterflurcontainer, in denen nur die Bewohner des Frohdörflis mittels elektronischen Badges ihren Müll entsorgen können. Ob der geplante Pumptrack errichtet wird, ist noch unklar: Der Kanton hat Bedenken geäussert, da dieser zu nahe an der Strasse geplant war.

 

 

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Originalartikel
Aargauer Zeitung vom Montag, 12. April 2021.
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Anna Greub

Quartierentwicklung Suhr

anna.greub@suhr.ch

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